Der Design Thinking Prozess besteht aus mehreren Phasen, die nicht zwingend linear durchlaufen werden müssen. Am Anfang des Prozesses steht jedoch normalerweise eine so genannte Design Thinking Challenge. Die Challenge ist ein initial formulierter Satz, der dem Team als Ausgangsbasis für das jeweilige Projekt dient, eine Richtung oder einen Schwerpunkt vorgibt und je nach Projektuniversum Kontexte, Zielgruppen oder Problem- bzw. Potentialräume andeutet.
Die Design Thinking Challenge sollte dabei idealerweise:
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- offen genug und aus Nutzerperspektive, nicht aus Unternehmensperpektive formuliert sein
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- durch ihre Formulierung keine richtig-oder-falsch-Antworten erzwingen
- die Möglichkeit geben situationsbedingte Problemfelder zu untersuchen
Die Formulierung der Challenge gibt bereits Ansätze des Projektes vor und sollte daher gut durchdacht und präzise formuliert werden. Dabei sollte die Formulierung weder zu konkret noch zu offen sein:
Eine sehr konkrete Problemstellung zeichnet sich dadurch aus, dass sie nur eine spezifische Nutzergruppe betrifft, einen sehr spezifischen Kontext hat, wenige oder ähnliche Problemfelder aufweist und begrenzt Bedürfnisse behandelt. Challenges, die einen konkreteren Charakter haben, eignen sich eher für kurze Projekte und erleichtern den Fokus auf die Erarbeitung von naheliegenden Ideen oder Lösungen. Ergebnisse sind daher auch leichter steuerbar und vorhersehbar, wobei die Challenge eventuell auch eher uninteressant für das Team sein kann und durch den begrenzten Rahmen das Neuartige vielleicht hindert.
Eine sehr offene Challenge wiederum, betrachtet eine sehr breite Nutzergruppe, eröffnet einen größeren Kontext und eine Vielzahl an Problemen und Bedürfnissen. Eine offene Challenge ist daher besser für längere Projekte mit Ziel der Entdeckung unbekannter Bedürfnisse und Chancen geeignet. Sie bietet Platz für innovativere und neuartigere Ideen und Gedanken. Die Nachteile sind allerdings die Schwierigkeit der Steuerung des Projektes und die Gefahr der Überforderung des Teams.
Eine gute Challenge findet den richtigen Mittelweg zwischen konkreter Problemstellung und offener Aufforderung, sodass sie das Team weder hemmt noch so offen ist, dass Probleme nicht klar erfasst werden können und sich das Team verliert.
Darüber hinaus helfen folgende Fragen zu verstehen, ob eine Challenge einen richtigen Ansatz verfolgt und korrekt ausformuliert ist:
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- Macht aus Nutzersicht Sinn, an dem Problem/Kontext zu arbeiten und Lösungsansätze zu suchen?
- Gibt es einen oder mehrere Anwender die betroffen sind?
- Gibt die Challenge die Möglichkeit in verschiedenste Richtungen zu gehen und erlaubt sie ein breites Lösungsspektrum?
Können alle drei Fragen mit ja beantwortet werden, ist dies ein guter Indikator, dass die Challenge in die richtige Richtung gedacht ist.
Am Anfang sollte außerdem beachtet werden, wer in dem Team arbeitet, welche Fähigkeiten/welches Wissen die Personen haben, inwieweit sie sich mit dem Design Thinking Prozess auskennen und sich mit kreativen Ansätzen wohl fühlen. Darüber hinaus ist es auch wichtig, einen Zugang zu der Challenge zu haben. Dies bedeutet, dass die Teammitglieder Zugang zu allen relevanten Informationen, Dingen und Personen haben und dies auch in ihre Arbeit einbinden und auswerten können. Aber auch andere Widerstände wie verfügbare Zeit, Projekt-Budgetierung und mehr muss in die Formulierung der Challenge – zumindest gedanklich – einfließen.
Die Challenge zu erarbeiten und zu formulieren ist ein wichtiger Teil des Design Thinking Projektes und sollte niemals unterschätzt werden. Nur wenn die Challenge die richtige Kombination aus Konkretheit und Offenheit findet und dem Projekt, seinen Anforderungen und auch den Erwartungshaltungen der involvierten internen Stakeholder entspricht, ist ein guter Startschuss für ein Design Thinking Projekt geschafft.