Digitalisierung, Digitaler Wandel, Digitale Transformation – viele Begriffe sind im Umlauf um die aktuellen Veränderungen zu beschreiben. Jeder baut sich seine eigene Definition und in vielen Fällen bleibt ein nebulöser Schleier.
Schauen wir in den englischen Sprachraum, gibt es eine sinnvolle Unterscheidung zwischen Digitalization und Digitization. Auf den ersten Blick mag das nach Wortklauberei, einer sprachlichen Besonderheit für Erbsenzähler klingen. Dabei kann diese Differenzierung für mehr Klarheit im Digitaldickicht sorgen.
Digitization (von Digit = Zahl) bezeichnet das Phänomen, dass bisher analog gespeicherte Informationen nun als Nullen und Einsen digital vorliegen. Digitale Fotos und Musik zum Beispiel. Im Privaten wird aus der Plattensammlung ein Ordner mit MP3s und in Unternehmen wird aus der Papierakte ein PDF-Dokument. Diese Entwicklung begann schon mit dem Einsatz der ersten Computer. Soweit so gut. Wir investieren also in das digitale Büro, verbannen alle Akten und haben den digitalen Wandel damit erfolgreich abgeschlossen. Sie ahnen es – natürlich nicht.
Digitization ist zwar die Voraussetzung für Digitalisierung, aber eben nur der Anfang. Die relevanten Veränderungen werden durch die neue, kreative Nutzung dieser digital vorliegenden Daten geprägt. Bis hin zur Veränderung des NutzerIinnenverhaltens und der Veränderung ganzer Geschäftsmodelle. Musikstreamingdienste sind ein gutes Beispiel dafür. Anstatt einfach nur digitale Musikdateien zu verkaufen, entstand ein vollständig neues Modelle, wie Musik konsumiert, gekauft und zukünftig auch produziert wird. Solange ich eine elektronische Akte weiterhin von A über B nach C schicke, ist der Prozess nur minimal effizienter, als mit analogen Papierakten. Nutze ich die Daten aus den Akten um automatisch Entscheidungen zu treffen oder den richtigen Kolleg*innen zuzuweisen, entsteht ein echter Mehrwert. Das Vorliegen digitaler Informationen ist dabei eine notwendige Voraussetzung, aber eben nicht hinreichend für eine erfolgreiche, ganzheitliche Digitalisierung von Organisationen.
Kurzum: Es gilt seine IT im Griff zu haben und durch neue Technologien flexibler, sicherer und etwas effizienter zu werden (Digitization). Die eigentliche Musik spielt darauf aufbauend im Bereich der kreativen Nutzung dieser digitalen Daten, des durch Digitalisierung ausgelösten kulturellen Wandel, veränderte NutzerInnengewohnheiten und der Neuordnung von Geschäftsmodellen.